Sommerexkursion nach Zeitz Sommerexkursion
Leipzig muss Chancen kleiner Städte wie Zeitz nutzen
Metropolen müssen häufiger über den eigenen Tellerrand schauen / Gewerbeimmobilien-Pro?s des Fachkreises nehmen Zeitz in den Fokus / Standort stellt Weichen in Richtung Zukunft und könnte für Leipzig zum Gamechanger werden.
Wenn es um die wirtschaftliche Entwicklung einer Region geht, schauen die verantwortlichen Akteure allzu oft einseitig auf die Potenziale der Metropolen. Häufg geprägt von dem Ziel, prestigeträchtige Großansiedlungen mit vielen Arbeitsplätzen zu ermöglichen, geraten oftmals die Chancen aus dem Blick, die in der Zusammenarbeit mit kleineren Standorten realisiert werden könnten. Der Fachkreis
Gewerbeimmobilien registriert dieses Vorgehen, in den aktuell herausfordernden wirtschaftlichen Zeiten als einen schwerwiegenden Fehler und hat sich deshalb an einem der zukünftig vielversprechenden Standorte in der mitteldeutschen Region – in Zeitz – umgeschaut.
Synergien für Wirtschaftsstandort und regionalen Immobilienmarkt stärken
„Wenn die Zeiten schwieriger werden, muss man größer denken“, sagt Prof. Dr. Brauer, Präsidentin des Leipziger Fachkreis Gewerbeimmobilien und sieht gerade Leipzig in der Pficht, neue Wege zu beschreiten. Ihre Einschätzung: „Die großen Ansiedlungserfolge wie Amazon, BMW und Porsche sowie deren Zulieferindustrie liegen schon etliche Jahre zurück. Sich darauf auszuruhen, wäre in diesen herausfordernden Zeiten fatal. Flächenpotenziale für weitere Ansiedlungen werden zunehmend rarer und die Qualität des Wohnens wird auch nicht besser, wenn wir die Großstadt immer mehr verdichten.“ Wichtig sei es daher, jetzt Synergien mit kleineren Städten im Umland zu schaffen, die aufgrund ihrer historischen Vergangenheit als Industriestandort bereits über eine entsprechende Entwicklung und
Infrastruktur verfügen, aufgrund ihrer geringen Größe aber nur schwer weiteres Wachstum generieren können. Prof. Brauer: „Dies war für den Fachkreis Anlass genug, mit den verantwortlichen Akteuren in Zeitz näher ins Gespräch zu kommen.“
Chemie- und Industriepark Zeitz: Langwierige Entwicklung, die nun Früchte trägt
Als historisch gewachsener Industriestandort birgt Zeitz viele Potenziale, die es zu heben gilt. Am deutlichsten zeigt sich das beim Chemie- und Industriepark Zeitz. Rund 40 Kilometer südlich von Leipzig betreiben hier Unternehmen aus aller Welt chemische und andere Industrie-Anlagen. Der Standort bietet günstige Rahmenbedingungen vor allem für internationale und inhabergeführte Unternehmen – besonders auch jene, die nachhaltig wirtschaften oder sich der „grünen Chemie“ verpfichtet fühlen. „Mit dieser Fokussierung wollen wir in den kommenden Jahren bis zu 100 Millionen Euro Fördergelder beantragen und den Park, um bis zu 140 Hektar erweitern. Mehr als 1.000 Arbeitsplätze könnten in den
nächsten zehn Jahren entstehen“, beschreibt Christoph Hansel die Pläne. Der Geschäftsführer der Infra-Zeitz Servicegesellschaft, die den Chemie- und Industriepark in kommunaler Hand führt, will damit auch Zeitz als Stadt neu beleben. Nach Jahren des Wegzugs könnte so die Trendwende geschafft werden.
Gregor Bogen, Vorstand des Fachkreises Gewerbeimmobilien, sieht darin große Chancen. „Zeitz ist ein etablierter Industriestandort, der aktuell noch nicht sein volles Potenzial entfaltet hat. Durch die Fokussierung auf das traditionelle Cluster der chemischen Industrie bei gleichzeitiger Vorreiterrolle in der Erforschung und Anwendung moderner und nachhaltiger Technologien hat Zeitz eine gute Perspektive bei Arbeitsplätzen und Wirtschaftskraft.“
Immobilienmarkt Zeitz: Zwischen Abbruch und Aufbruch
Ähnlich großes Potenzial hat auch der Zeitzer Immobilienmarkt. Überall sind noch die eindrucksvollen Immobilien aus der großen Industriegeschichte sichtbar. Allerdings lässt der Sanierungsgrad aktuell noch zu wünschen übrig. Viele Bestandsimmobilien müssen abgerissen bzw. grundhaft saniert werden. „Eine Mammutaufgabe, der wir uns Stück für Stück stellen“, sagt Oberbürgermeister Christian Thieme und erklärt: „Mit vielen Eigentümern sind wir im regen Kontakt und arbeiten intensiv an wirtschaftlichen Perspektiven für die Immobilien. Gleichzeitig schaffen wir als Stadt attraktive Rahmenbedingungen für weiteres Wachstum. Neben dem Projekt ein ‚Neues Europäisches Bauhaus‘ wird der weitere Ausbau
des S-Bahn-Netzes in Richtung Leipzig, der Ausbau des Tourismus, die weitere Ansiedlung der Kreativwirtschaft sowie das neue Digitalisierungszentrum zusätzlichen Schwung bringen.“
Fachkreis-Vorstand Thomas Fischer ist beeindruckt: „Niedrige Immobilienpreise, großes Potenzial für Mietsteigerungen und das entstehende attraktive Umfeld von Zeitz wird der Stadt mittelfristig einen Aufschwung verleihen. Langfristig agierende Investoren, aber auch Menschen, die sich günstig ihren Wohntraum erfüllen wollen und dennoch die Nähe zur Großstadt schätzen, sollten Zeitz in den kommenden Jahren im Fokus behalten.“